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kanthari

Fäden des Wandels: Die Wiederbelebung indischer Handwerkstraditionen

    Die Entwicklung von Neuem hat Akanksha aus schon immer interessiert. Sie glaubt, dass die Einhaltung der Grundprinzipien von ‘Zero Waste’ die Abfallproduktion erheblich reduzieren und damit die Hauptursache der Umweltverschmutzung bekämpfen kann. Sie startete ihr Projekt Baatooni Rang (sprechende Farben) im August 2017. Lesen Sie weiter um mehr darüber zu erfahren, was Akanksha motiviert, einen Unterschied in der Gemeinschaft der Handwerker zu machen.

    Von Akanksha Priya

    „Warte, warte!“
    „Schau dir das an!“
    „Das habe ich vor sieben Jahren gemacht!“
    Savitri hatte Freude in ihren Augen, während sie ein handbesticktes Stück Stoff aus dem Haufen im Lager zog!

    „Das ist so schön!“ sagte ich mit einem Lächeln. Obwohl ich mich fragte, warum es in dem unverkauften Stapel im Lager gelandet war. „Du arbeitest schon so lange!“ sagte ich.
    „Sieh mal, das hier habe ich auch gemacht. Weißt du, ich war damals noch ziemlich jung!“ Sie hatte ein Lächeln im Gesicht. Sie betrachtete das bestickte Stück ununterbrochen.
    Sie begann leise: „Ich habe hier angefangen zu arbeiten, als diese Organisation gegründet wurde! Ich habe so viele Schriftrollen mit Erzählungen, Saris, Dupattas, Taschen, Stoffpuppen, Kissenbezüge und viele andere Produkte gemacht.“

    „Viele Designer kamen hierher und ich zeige jedem meine früheren Arbeiten! Wie findest du meine Arbeit?“ Es war meine zweite Woche in der NGO.. Es war eine sehr bewusste Entscheidung, mit Kunsthandwerkern aus meinem Staat zu schaffen. Denn ich habe mich schon immer mit traditionell handgefertigten Produkten verbunden gefühlt.

    Ich war sprachlos. Jedes ihrer Werke war so filigran und voller farbiger Stoffflicken. Sie war so tief in ihr Handwerk Sujni vertieft, dass man sehen konnte, dass ihre Arbeit einen Teil ihrer Seele widerspiegelte.
    Ich spürte ein Zucken in meinen Augen. Savitri ist eine 58-jährige Frau, aber sie sieht aus wie 70. Sie bewegt sich so leise, dass man sie kaum gehen hört! Sie ist schlank und dünn und sitzt immer still auf ihrem Stuhl. Sie wählt eine Ecke in der Nähe des gemeinsamen Arbeitstisches, wo andere Frauen beim Arbeiten plaudern. Savitri ist jemand, der sich nur wenig mit der Gruppe austauscht.

    Wenn ich raten müsste, liegt es wahrscheinlich daran, dass sie die älteste Handwerkerin hier ist! Sie hat keine Kollegen mehr, die mit ihr in der NGO angefangen haben. Einige haben sich entschieden, ohne Arbeit zu Hause zu bleiben! (Wieso?) Diese NGO hat einen kontinuierlichen Zu- und Abfluss von Kunsthandwerkern. Meistens arbeiten hier junge Frauen aus finanziell herausgeforderten Familien! Also, was könnte der Grund sein?
    Ich dachte darüber nach, als plötzlich jemand eine Hand auf meine Schulter legte. Während ich in all diesen Fragen verloren war, hatte ich fast vergessen, Savitri zu antworten.
    „Worüber denkst du nach?“ lächelte Savitri Ji und sagte: „Wie findest du meine Arbeit?“
    Ich kam plötzlich aus meiner Gedankenblase heraus und sagte höflich: „Alle Schriftrollen sind außergewöhnlich schön, Savitri Ji!. Du bist so talentiert. Deine Arbeit sticht heraus. Es fühlte sich an, als ob ich eine Textilkunstausstellung besuche, in der jedes deiner Werke seine Reise der Exzellenz und das handwerkliche Können von Sujni erzählt.“
    „Dann gib mir neue Designs zum Arbeiten. Ich kann sie so gut ausführen, wie du sie in diesen Arbeiten hier findest!“ – sagte Savitri.

    Sie schaute mir ununterbrochen in die Augen, als ob sie mir sagen wollte, wie leidenschaftlich sie für ihre Arbeit ist! Bald verließ sie das Lager und kehrte zu ihrem Stuhl zurück. Ich kehrte auch zu meinem Schreibtisch zurück und dachte an Savitri. Ich konnte sie auf ihrem Stuhl sitzend und handnähend sehen. „Es ist eine mühsame Arbeit! Ich frage mich, ob sie gut bezahlt werden.“ murmelte ich vor mich hin.

    „Nein! Sind sie nicht… Überhaupt nicht.“ unterbrach mich eine Stimme. Ich drehte mich um und sah Guddi Ji! Sie ist auch eine Handwerkerin, die seit zwei Jahren hier arbeitet. „Sie bekommt nur sechstausend Rupien (ungefähr 65 Euro) im Monat, obwohl sie seit zehn Jahren in dieser NGO arbeitet!“
    Außerdem wird, wie bei uns allen, auch von ihr erwartet, dass sie bei Bedarf Überstunden macht! Die Direktorin sagt ihr immer, dass sie zu langsam arbeitet!“

    „Was, zu langsam! Sie macht die filigransten Motive – sticht kleine Motive von Hand, die natürlich Zeit brauchen. Die Direktorin muss das Handwerk zuerst lernen, bevor sie über ihr Tempo urteilt!“ sagte ich fast auf meine Lippen beißend.

    Guddi fuhr fort: „Und weißt du, die meisten von uns werden hier nach Stück bezahlt, was auf etwa 4.000 INR pro Monat hinausläuft! In den letzten zwei Jahren habe ich zum Schneidern beigetragen und auch alle Notfallarbeiten gemacht! Trotzdem habe ich keinen Bonus oder eine Gehaltserhöhung bekommen! Auch ich werde diese NGO bald verlassen!“ Inzwischen hatte ich bereits angefangen, die Zahlen im Kopf durchzurechnen!

    Das war das Jahr 2018, als Savitri nach zehn kontinuierlichen Arbeitsjahren 6.000 INR pro Monat bekam. Das bedeutet, dass sie für ihre Arbeit 30 Tage im Monat mit 8-9 Stunden pro Tag etwa 22 INR (24 Rappen) pro Stunde erhält! Ähnlich ist es bei Guddi, die seit zwei Jahren arbeitet und 4.000 INR bekommt, was auf etwa 15 INR (16 Rappen) pro Arbeitsstunde hinausläuft!

    Aber die handgefertigten Produkte werden mit einer hohen Marge auf dem Markt verkauft. Zum Beispiel, wenn wir einen handgefertigten Sari kaufen, der 6.000 INR (65 Franken) kostet und an der die Handwerkerin 25-30 Stunden (3 Arbeitstage) gearbeitet hat, erhält eine Arbeiterin für diesen Sari etwa 450-660 INR (5-7 Franken).

    Das ist verrückt! Das ist die Ausbeutung unserer Kunsthandwerker! Wo geht dieses Geld hin, wenn nicht zu den Handwerkern? Das hat mich wirklich schockiert! Das sind die Säulen unseres reichen Kunsthandwerks und Bewahrer unserer Kultur und das ist es, was ihnen dafür geboten wird!

    Fäden des Wandels: Die Wiederbelebung indischer Handwerkstraditionen

    Guddi machte eine Pause und sagte dann wieder: „Noch etwas, weißt du warum Sarita seit vier Tagen nicht mehr auftaucht? Sie hat sich wieder ganz der Hausarbeit zugewandt, anstatt sich für ihre Arbeit unterbewertet und unterbezahlt zu fühlen.“ Ich legte meinen Kopf auf den Tisch! In diesem Moment konnte ich nur an meine Großmutter denken!
    Es war das Jahr 1999, als ich etwa sechs Jahre alt war. Sie hatte uns zwei handgenähte Quilts geschenkt. Sie hatte sie mit alten Baumwollfäden bestickt, die aus alten Saris gezogen wurden. Sie hatte fast ein Jahr gebraucht, um die beiden fertigzustellen. Und sie waren so filigran. Damals verstand ich Sujni nicht wirklich. Dies ist eine alte Technik, bei der Frauen bestickte Quilts aus alten Saris und Dhotis herstellen. Die Stofflagen wird mit Laufstichen gesichert. Außerdem werden sie mit Motiven verziert, die mit farbigen Fäden detailliert werden.

    Diese farbigen Fäden wurden in natürlichen Pigmenten aus Blumen, Blättern und Erdmineralien gefärbt. Leider haben wir heute nur noch Acrylfarben und synthetische Farbstoffe. Die Sorge um die Umwelt ist nicht mehr zu sehen. Wir haben eine so reiche, schöne und alte Kultur, und wenn nichts unternommen wird, werden wir diese Fähigkeiten und Methoden verlieren. Es war früher üblich, dass Mütter handgenähte Quilts für ihre Töchter anfertigten. Sie schenkten ihnen diese schönen Sujni-Quilts zur Hochzeit, damit die Töchter in ihrem neuen Zuhause bei den Schwiegereltern ein neues Leben beginnen konnten. Wenn ich an den kulturellen Aspekt denke, kann ich mich jetzt mit dem Handwerk verbinden! Aber wie viel ist es wert?

    Die Leute geben ihr Geld für Handwerksprodukte aus. Aber jede Handwerkerin verdient Respekt und einen fairen Preis für ihre Arbeit und Lob für sich selbst.
    Ich konnte die Augen meiner Großmutter vor mir sehen. Es muss ihr sehr wehgetan haben, die kleinen Stoffstücke mit scharfen Nadeln zu nähen. Ihre Finger müssen verletzt gewesen sein, als sie die Nadel durch die vielen Stofflagen stach. Was in die Herstellung des Handwerks einfließt, ist die eigentliche Arbeitsweg an sich! Ich war tief betrübt und wurde bald von vielen, vielen Fragen überflutet.

    Savitri…
    Guddi…
    Savita…
    Drei Frauenhandwerkerinnen! Was macht sie unterschiedlich und doch ähnlich? Das eigene Handwerk einer ungerechten Vergütung vorzuziehen!
    Oder unermüdlich für seine Rechte zu kämpfen, ohne das Handwerk aufzugeben?
    Oder seine Leidenschaft für das Handwerk zu opfern und es als sein Schicksal zu akzeptieren?

    Wie auch immer die Situation ist, die Wahrheit ist, dass die Kunsthandwerker leiden und damit auch das Handwerk! Ich will die Handwerkerinnen retten, um das Handwerk und seine Schönheit zu bewahren!
    Ich hob meinen Kopf und sagte zu mir selbst: „Ich muss etwas tun. Die Hersteller der Kunsthandwerksprodukte verdienen weniger als 10 Prozent des Produktpreises. Und die meisten von uns wissen das nicht einmal! Die NGOs und Marken, die ihre Handwerksprodukte verkaufen, müssen Preistransparenz praktizieren, indem sie die Preisaufschlüsselung jedes Produkts teilen. Dies würde es den Kunden ermöglichen zu wissen, ob ihr Geld zu den Handwerkern geht und ihnen helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen.“
    Hier sehe ich einen Silberstreif hinter den grauen Wolken!
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    Akanksha’s Projekt erstellt nachhaltige Waren aus indischen Stammes- und Volksmalereien, Stickereien und Textilien, die eine kulturelle oder historische Erzählung der Orte darstellen, die Touristen besuchen. Der Schwerpunkt liegt auf handgefertigten Produkten lokaler Handwerker, die einem Zero-Waste-Produktionszyklus folgen. Diese Handwerker setzen sich seit langem für die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen ein. Durch die Unterstützung und Förderung ihres Handwerks will Akanksha das Konsumentenbewusstsein verändern und bewusste nachhaltige Kaufgewohnheiten fördern.

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