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kanthari

Alfred am kanthari-Campus

Als Malaria zuschlug

    Als Malaria zuschlug, erwachte mein Lebenszweck

    In dieser Serie berichten Teilnehmende des Kurses 2025 von ihren Erfahrungen. Alfred Ngulo wuchs inmitten der Malaria auf: Sowohl er selbst als auch seine Familie und seine Gemeinschaft waren mehrfach von der Krankheit betroffen, und manche starben daran. Aus diesen Erlebnissen entstand in ihm der starke Drang, gegen Malaria aktiv zu werden.

    Von Alfred Ngulo

    An jenem Tag fühlte sich mein Körper an wie ein zerbrochener Kompass: Er drehte sich im Schmerz, orientierungslos, unter einem Mangobaum. Meine Beine hatten nachgegeben, mein Blick verschwamm, und ich wollte mich der Stille ergeben. Doch dann erschien ein Fremder und schenkte mir eine zweite Chance. Dieser Moment setzte einen Weg in Gang, der mich dazu brachte, gegen die Krankheit anzukämpfen, die fast meine Zukunft geraubt hätte.

    Ich wuchs in Kindimba Juu auf, einem idyllischen Dorf in Tansania, umgeben von Hügeln und fruchtbarem Land. Meine Eltern bauten Mais und Bohnen an. Unser Zuhause war ein kleines Lehmhaus mit Strohdach, zwei Zimmern und viel Liebe. Doch überall im Dorf sammelte sich Wasser in kleinen Pfützen – und bildeten perfekte Brutstätten für Mücken. Malaria war ein ständiger Begleiter. Meine Mutter sagte oft: „Hier im Dorf ist Malaria keine Frage des Ob, sondern nur des Wann.“ Wissen über Vorbeugung hatten wir wenig – unsere einzige Hoffnung war das kleine Gesundheitszentrum, wenn jemand krank wurde.

    Besonders erinnere ich mich an meinen 13-jährigen Cousin. Er bekam Malaria, zitterte tagelang, erbrach sich und wurde immer schwächer. Seine Eltern glaubten, er sei verhext. Sie brachten ihn zu einem traditionellen Heiler. Noch bevor sie ihn in ein Krankenhaus bringen konnten, starb er. Das ganze Dorf trauerte.

    Mit zehn Jahren zog ich nach Lindi, um die Sekundarschule zu besuchen. Mein Internat war von Teichen umgeben, das Klima warm – ein Paradies für Mücken. Unsere Moskitonetze waren alt und löchrig, sie boten kaum Schutz.

    Eines Morgens wachte ich schwindelig auf, mit hämmernden Kopfschmerzen und zitternden Händen. Ich wusste sofort: Malaria. Das nächste Gesundheitszentrum lag über eine Stunde entfernt. Ohne Hilfe machte ich mich allein auf den Weg. Nach einer halben Stunde brach ich unter einem Mangobaum zusammen, schweissgebadet und zitternd. Stundenlang lag ich dort, bis mich besagter Fremder fand. „Warum schläfst du hier?“, fragte er. Mit schwacher Stimme antwortete ich: „Ich muss ins Krankenhaus.“ Er setzte mich auf sein Fahrrad und brachte mich in die nächste Klinik. Als er erfuhr, dass meine Eltern die Behandlung nicht bezahlen konnten, nahm er mich mit nach Hause und pflegte mich gesund. Ich verdanke ihm mein Leben.

    Während meiner vier Jahre in der Sekundarschule hatte ich über zehnmal Malariaschübe – sogar während nationaler Prüfungen. Schwindel, Kopfschmerzen und Schüttelfrost wurden zu meinem Alltag. Doch es gab einen Wendepunkt: Mein Gymnasium lag in kühlerem Klima, wo es weniger Mücken gab. Dort ermutigte mich ein Lehrer, eine Idee für einen nationalen Wissenschafts-wettbewerb einzureichen. Sofort kehrten die Erinnerungen an meine Krankheit und das Schicksaal meines Cousins zurück. Ich war entschlossen, eine Lösung zu finden, die meiner Gemeinschaft im Kampf gegen Malaria helfen würde.

    Bei meinen Recherchen stiess ich auf Zitronengras – eine Pflanze mit stark mückenabweisender Wirkung. Ich extrahierte ihr Öl und entwickelte ein Repellent, das bis zu acht Stunden wirkte. Damit gewann ich bei der nationalen Wissenschaftskonferenz. In diesem Moment wusste ich: Ich hatte meine Leidenschaft gefunden.

    Inzwischen habe ich ein Unternehmen für biologische Mückenschutzmittel gegründet. Mein Ziel ist es, gefährdeten Gemeinschaften Zugang zu wirksamer Malariavorbeugung zu geben.

    Angetrieben von meinen eigenen Erfahrungen und meiner Vision bin ich zu kanthari gekommen. Hier will ich die Fähigkeiten, die Kraft und das Netzwerk aufbauen, um meine Wirkung zu vergrössern – damit kein Kind mehr allein zusammenbricht und kein Elternteil mehr ein Kind durch einen vermeidbaren Mückenstich verliert.