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Echos des Muts

    Echos des Muts

    In dieser Serie hören wir von den Teilnehmenden des Kurses 2025 und von den Menschen, die von ihren sozialen Initiativen profitieren. Unsere Teilnehmerin Rita Bih Fon erzählt von ihrer Motivation, mit jungen Müttern zu arbeiten.

    Von Rita Bih Fon

    Meine Reise als Teenager-Mutter begann 2011, in meinem ersten Studienjahr, als ich plötzlich auf einen positiven Schwangerschaftstest starrte. Ich war gerade 18 Jahre alt und hatte das Gefühl, meine Welt stürzt ein. Ich brach das Studium ab, zog mich von meinen Freund:innen zurück und suchte verzweifelt nach Orientierung und Sinn. Doch durch die Unterstützung meiner Eltern und eine lebensverändernde Chance durch den National Employment Fund konnte ich mein Leben neu aufbauen. Heute stehe ich selbstbewusst zu meiner Rolle als Mutter und nutze meine Geschichte, um anderen jungen Müttern Mut zu machen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

    Im engen Austausch mit vertriebenen Teenager-Müttern in der Nordwestregion Kameruns wurde mir klar: Meine Geschichte ist kein Einzelfall. Eine junge Mutter hat mich besonders berührt – Brendaline. Ihre Erfahrungen spiegeln die harte Realität wider, die viele Mädchen durchleben, und die Stärke, mit der sie sich daraus befreien. Ich möchte ihre Geschichte erzählen.

    Mehr als Überleben: Teenager-Mütter in Kamerun stärken

    „Aunty, ich bitte dich, kauf Orange“, rief mir ein junges Mädchen zu, als ich mich durch das Gedränge auf dem Markt in Bamenda kämpfte. Sie hielt einige Plastiktüten in der Hand – jede enthielt drei sorgfältig geschälte, mittelgroße Orangen. Ich schüttelte den Kopf, um ihr zu signalisieren, dass ich keine Orangen brauchte. Nach ein paar weiteren Schritten rief sie erneut: „Aunty, bitte, ich hab heut noch nichts verkauft und muss meine pikin (Kinder) ernähren.“

    Etwas in ihrem Ton und ihren Worten ließ mich stehen bleiben. Sie war den Tränen nah. „100 Francs für eine Tüte“, fügte sie hinzu. Jetzt liefen ihr die Tränen über das Gesicht. Ich ging auf sie zu, umarmte sie kurz und kaufte drei Tüten Orangen.

    Brendaline zeigte mir den Platz, an dem sie die Orangen schälte, bevor sie sie verkaufte. Auf einem einfachen Tuch lag ein schlafendes Baby. Im Gespräch erfuhr ich, dass Brendaline gerade einmal 16 Jahre alt war – und bereits Mutter von zwei Kindern.

    Sie war Schülerin der Klasse Form 3 an der Government Bilingual High School in Bamenda, als sie von einem Mitschüler, mit dem sie eine Beziehung hatte, schwanger wurde. Als ihr Vater davon erfuhr, brachte er sie zu der Familie des Jungen – aus Scham über ihre Schwangerschaft.

    Doch sie konnte die Situation dort nicht ertragen und floh zu einer Freundin – ihre Tochter ließ sie zurück. Kurz darauf war sie erneut schwanger, kaum anderthalb Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes. Sie sah keine Zukunft – weder für sich noch für ihre Kinder. Der Vater war genauso überfordert wie sie – und dazu noch verantwortungslos. Um über die Runden zu kommen, kaufte Brendaline Früchte auf Kredit bei einem bekannten Händler, verkaufte sie weiter und zahlte danach das Geliehene zurück. Der kleine Gewinn reichte gerade für das Nötigste.

    Junge Mütter mit Kindern
    Links: Brendaline mit ihrem Kind und Rita, Rechts: mehrere Teenager-Mütter in Kamerun

    „Aunty, ich weiß, es wird besser. Ich muss kämpfen – für meine Kinder“, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln. Trotz allem. In ihrem Gesicht lag eine Entschlossenheit, die mein Herz berührte. All die Erinnerungen kamen wieder hoch. In diesem Moment wusste ich: Ich muss helfen.

    Was sie brauchte, war ein kleiner Geldbetrag, um Früchte direkt einkaufen zu können – ohne Kredit. So würde sie mehr verdienen und ihre Familie besser versorgen können.

    Heute, einige Zeit später, ist Brendaline stolze Besitzerin eines Fruchtstandes auf dem Ntarinkon-Markt. Sie verkauft eine bunte Auswahl an Früchten. Ihr Leben ist heute besser als damals, als wir uns trafen. Sie kann jeden Tag ein wenig sparen und sich und ihr Kind zumindest teilweise selbst versorgen. Ihr Traum: eines Tages selbst Fruchtlieferantin werden – und ihre Geschäftsidee auf die Herstellung natürlicher Fruchtsäfte ausweiten.

    Doch Brendalines Geschichte ist nur eine von vielen. Täglich erleben Mädchen in Kamerun Ablehnung, Armut und die oft brutalen Folgen früher Mutterschaft – und kämpfen dennoch mutig weiter. Meine eigenen Erfahrungen als Teenager-Mutter helfen mir, diese jungen Frauen zu verstehen – und geben mir die Motivation, Teil der Lösung zu sein. Ich bin zu kanthari gekommen, weil ich überzeugt bin: Mit den richtigen Werkzeugen, Wissen und einem starken Netzwerk können wir über Einzelfallhilfe hinaus ein nachhaltiges System des Wandels schaffen. Hier lerne ich, wirkungsvolle Programme zu gestalten, Ressourcen zu mobilisieren und mich wirksam für junge Mädchen und Frauen einzusetzen.

    Meine Mission ist klar: eine starke Stimme sein und sichere, stärkende Räume schaffen – in denen Teenager-Mütter wie Brendaline nicht nur überleben, sondern aufblühen.