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Zurück zum Paradies der Papua Andres Serhalawan – Papua Indonesia

Zurück zum Paradies der Papua

    Zurück zum Paradies der Papua
    – Von Johan Andres Serhalawan

    Frische Luft und blauer Himmel, Vögel zwitschern, überall schattige Bäume und dichte Wälder. Das war die Umwelt des Dorfes meiner Großmutter, das sich etwa 40 km von Merauke entfernt befindet. Die Schulferien dort zu verbringen, fühlte sich wie ein Leben in einer anderen Welt an. Das war die Erfahrung meiner Kindheit, vor langer, langer Zeit. Aber jetzt hat sich alles verändert.

    Im Dezember 2021 besuchte ich den Ort meiner Kindheit und stellte fest, dass die Schönheit, die ich früher so genossen hatte, fast verschwunden war. Die Vögel, denen wir früher zuhörten, sind verstummt, der dichte Wald, der das Dorf umgibt, ist durch Reisfelder ersetzt und die Sagobäume, die früher die Ufer des Flusses säumten, gibt es nicht mehr. Denn die Menschen schätzen Sago nicht mehr. Sago, eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der indigenen Malind, war im Leben des Gebze-Clans als heilig angesehen. Jetzt wird es durch Reis und Fast Food ersetzt. Früher konnten wir am Rande des Dorfes noch Rehe und Wildschweine finden. Aber jetzt sind sie alle verschwunden.
    Da ich in der Stadt Merauke auf der Insel Papua geboren bin, konnte ich die zunehmenden Umweltschäden in meiner Region beobachten. Als Merauke zum Zentrum der nationalen Reiskammer ernannt wurde, sahen wir fast überall nur noch Reisfelder. Davon war auch die indigene Gemeinschaft der Malind betroffen. Selbst im Dorf meiner Großmutter wurden die Eingeborenen zum Reisanbau “gezwungen”.

    Und wir machten es klaglos mit. Ich wuchs in dem Glauben auf, dass dies die beste Art zu leben für die indigene Bevölkerung von Malind war. Und wer wünscht sich nicht ein Leben in Wohlstand? Für mich war der Reisanbau und der Fokus auf Monokultur die einzige Möglichkeit, der Armut zu entkommen. Bevor ich zu kanthari kam, war ich überzeugt, dass die Arbeit mit Traktoren, Düngemitteln und Pestiziden, also die “moderne Landwirtschaft”, der einzig richtige Weg sei.

    Sicherlich können die Bauern kurzfristig damit etwas Geld machen, schließlich wird diese Art der Landwirtschaft von der Regierung subventioniert. Aber auf lange Sicht haben sowohl die Kleinbauern als auch die Umwelt das Nachsehen. Monokulturen und konventionelle Landwirtschaft führen zur Nährstoff-Armut des Mutterbodens und schaden langfristig mehr als sie nützen. Der Austausch mit anderen kanthari-Teilnehmenden aus Afrika und Lateinamerika, Besuche von indischen Umwelt Initiativen, die sich mit der regenerativen Landwirtschaft auseinandersetzen und “Hotseat-Debatten”, in denen meine Vorstellungen hinterfragt wurden, haben meine Augen geöffnet. Jetzt habe ich verstanden, dass moderne landwirtschaftliche Konzepte, die Armut der indigenen Bevölkerung und besonders die der Kleinbauern nicht verringern kann.

    Und doch wurde ich unsicher, als mich meine ehemaligen Begünstigten beschimpften: “Was machst du bei kanthari? Hast du uns nicht moderne Ausrüstung und eine reiche Zukunft versprochen?
    Ich hatte aber inzwischen nachgedacht und kam zu dem Schluss, dass ich nicht auch noch den Fehler begehen wollte, die Kleinbauern mit Traktoren in die moderne Landwirtschaft zu verführen. Ich will sie nicht entwurzeln, im Gegenteil, ich will sie zurück zu ihren hoch zukunftsträchtigen Methoden bringen.

    Besonders als Sabriye, die Mitbegründerin von kanthari, mich aufforderte, mich mit den alten und bewährten landwirtschaftlichen Methoden der indigenen Völker zu befassen, wurde mir die Bedeutung des Wambad-Systems bewusst. “Sollten sie nicht stolz auf das sein, was sie entwickelt haben? Ist es nicht an der Zeit, ihre ausgezeichneten traditionellen Anbaumethoden ernst zu nehmen? Ist es nicht etwas, das wir alle von den Bauern Papuas für unsere eigene Zukunft lernen sollten, wenn wir im Einklang und mit den unvorhersehbaren Launen der Natur leben wollen?”

    Heute glaube ich, dass die indigenen Papuas auch finanziell mehr davon profitieren werden, wenn sie die Natur und die Kultur durch den Anbau von einheimischen Pflanzen und Heilpflanzen bewahren. Ich würde mir wünschen, dass eine neue Bewegung entsteht, in der die jüngere Generation der Papuas wieder zu Spezialisten ihrer traditionellen Methoden werden, die stärker auf den Umweltschutz und auf unvorhersehbare Wetterereignisse ausgerichtet sind.

    Das Papuaparadies wird wieder entstehen, wenn wir die Umwelt und die natürliche Umgebung bewahren können, keine Bäume fällen und uns um die Tierwelt kümmern. Das alles resultiert auch in einer Absicherung unseres Wohlstandes.

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