Skip to content

kanthari

Total Together Gruender Amos

total together

    Amos stammt aus Nyanga, Simbabwe. Simbabwe ist ein Land, das traurige Bekanntheit für seine Homophobie genießt. Der Hass gegen die LGBTQI+ Gemeinschaft wird auch noch nach Mugabe durch die politische Führung geschürt. Als Homosexueller hat Amos erfahren müssen, wie schwierig es ist, Zugang zu einer LGBTQI+ freundlichen Gesundheitsversorgung zu erhalten. Nun ist Amos jung und gesund. Was ist aber mit homosexuellen Senioren, die oft keine familiäre Unterstützung genießen, nicht selten alleine leben und arbeitslos sind und sehr viel mehr als Amos auf medizinische Versorgung angewiesen sind? Durch seine Organisation “Total Together”, plant er die Gründung eines Altersheims mit Sterbebegleitung für LGBTQI+ Senioren.


    “Er ist nicht mein Sohn!”, rief mein Vater. “Denkst Du etwa, ich bin Dir untreu?!” schoss meine Mutter zurück.

    Das war wie so oft der Beginn eines heftigen Streits, der dann immer tagelang andauerte. Ich wusste, dass es keinen Frieden geben würde.

    Was sie damals noch nicht wussten: ich war schwul, aber mir war das schon in jungen Jahren klar. Später hieß es: “Er ist ein Fluch. Wir werden für unsere Sünden bestraft.” Das ist der traurige Glaube vieler simbabwianischer Familien.

    Oh, wie ich mich selbst hasste und wie ich mich danach sehnte, einfach unsichtbar zu sein. Ich hatte solche Angst davor, dass jemand das Wort “schwul” in den Mund nimmt, dass ich jedes Mal erstarrte, wenn es zur Sprache kam. Ich tat so, als wäre ich heterosexuell, und gab vor, eine Freundin zu haben, damit niemand um mich herum sehen konnte, dass ich nicht der Norm entsprach.

    Doch egal, wie oft und wie sehr ich versuchte, es zu verbergen, mein wahres Ich fand immer einen Spalt, durch den es entweichen und mich entlarven konnte. Die Religion war das Wichtigste im Leben meiner Familienangehörigen.

    Bei verschiedenen Gelegenheiten wurde in der Kirche über Schwule und Engel gepredigt, die beide zu den Verdammten gehörten. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt und ich schaute mich um, um zu sehen, ob jemand wusste, dass ich dazu gehörte. Ich hatte das Gefühl, dass der Pastor mit seiner Predigt mich ansprach, und ich fragte mich, ob er mich in seinem Gotteshaus beschämen wollte. Jeden Sonntag ging ich mit der Angst in die Kirche, im Namen der Religion vor allen bloßgestellt und angegriffen zu werden.

    Als die Pubertät eintrat, ließen sich alle Jungen um mich herum Bärte wachsen, und ihre Stimmen wurden brüchig.
    Das war bei mir erst einmal nicht der Fall. Ich fragte daher eine Lehrerin, warum ich anders sei, und sie sagte: “Wenn du meinst, dass du etwas Besonderes bist, denk noch einmal darüber nach, Kind. Du bist im Bürgerkrieg entstanden, wo die Weißen die Schwarzen vergewaltigt haben, also bedenke einfach, dass es nichts an deiner Art gibt, worauf Du stolz sein kannst!” Auch sie bezog sich nicht auf meine damals geheim gehaltene Homosexualität, sondern darauf, dass ich sowohl indische wie auch schottische Vorfahren hatte.

    All das rief ein Gefühl des Selbsthasses hervor. Ich war verwirrt. Wer war ich? Warum war ich so anders? War ich weniger Mensch?

    Besonders aber, dass ich mich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlte und das in einem Land, in dem offen darüber gesprochen wurde, wie wertlos das Leben Schwuler sei, machte mir große Angst. Ich fürchtete, angegriffen oder, schlimmer noch, verhaftet zu werden, weil ich ich war.

    Da ich nicht die Freiheit habe, legal einen Mann zu heiraten, geschweige denn, mich mit meinem Freund irgendwo niederzulassen, machte ich mir zunehmend Sorgen darüber, was aus mir werden würde, wenn ich älter würde.

    Ich hatte Mitleid mit allen, die mit mir leben mussten, und dachte, dass ich mich bei ihnen dafür entschuldigen müsste, dass ich so war, wie ich war.

    Als ich 27 Jahre alt war, erkrankte ich einmal schwer und musste ärztlich behandelt werden. Auf dem Weg zur Behandlung wurde ich von einer älteren Krankenschwester betreut, die anfangs sehr freundlich war.

    Sie fragte mich nach meiner Familiengeschichte und ob ich einen Partner hätte. Ohne groß nachzudenken, sagte ich: “Ja, ich habe einen; er ist zu Hause”. Sie machte eine Schreibpause, weil sie annahm, ich hätte einen Fehler gemacht. “Sie meinen doch sicherlich SIE?!” kicherte sie und meinte, dass Englisch keine freundliche Sprache sei. Ich sagte ihr, dass ich IHN meinte. Ihr fröhliches Gesicht erstarrte. Ich konnte Abscheu und Wut sehen. Sie stand auf und verkündete meine Sexualität vor allen Anwesenden in der Klinik. Sie beschämte mich mühelos und mit so viel Vergnügen, dass ich hinauslief, ohne Hilfe zu erhalten, während sie alle riefen: “Wir behandeln hier keine Abscheulichkeiten. Respektieren Sie unsere Einrichtung und gehen Sie dorthin, wo Ihre Art hingehört – in die dichte Wildnis”. Ich verließ die Einrichtung voller Scham, und weil ich Schmerzen hatte, musste ich über einen Freund nach alternativen Diensten Ausschau halten.

    Altersdiskriminierung ist eine große Herausforderung, und die meisten Menschen auf der Welt haben Angst davor, allein alt zu werden. In Simbabwe werden gleichgeschlechtliche Beziehungen sowohl von der Gesellschaft als auch von jungen Angehörigen der LGBTQI+ Gemeinschaft diskriminiert. Die jüngeren LGBTQI+-Generationen in Simbabwe bezeichnen die Älteren in der Gemeinschaft häufig als “chigogodera”, was eine abfällige Bezeichnung für das Altern ist.

    Obwohl im Rahmen des Globalen Fonds Schritte zur Verbesserung der Gesundheitsfürsorge für Angehörige der LGBTQI+ Gemeinschaft unternommen wurden, sind diese immer noch diskriminierend, da sie sich hauptsächlich auf die jüngere Generation konzentrieren und die Dienste meist nur in den Großstädten zur Verfügung stehen. Diese Kliniken sind für die älteren Menschen, die meist allein und ohne Betreuer leben, nicht leicht zugänglich.

    Wer nie geheiratet und Kinder in die Welt gesetzt hat, wird von der gesamten Familie mit Scham behandelt und vernachlässigt oder gar verleugnet.

    Es besteht also ein dringender Bedarf an kompetenter medizinischer Betreuung. Und wir benötigen menschenfreundliche Altersheime und Hospize. Und genau daran arbeiten wir.

    Durch unsere Total Together Klinik werden wir auch psychologische Unterstützung anbieten, die bei akutem
    Bedarf schnell und zuverlässig ist und eine langfristige Betreuung der älteren Menschen ermöglicht.

    Darüber hinaus werden wir auch LGBTQI+ Angehörige in anderen Einrichtungen aufsuchen, um ihnen zu signalisieren, dass sie nicht alleine sind. In dieser Weise werden wir Stück für Stück die Akzeptanz für uns im Gesundheitswesen und in Altenheimen erschaffen.

    Leave a Reply

    Your email address will not be published. Required fields are marked *