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kanthari

Tag 3 – 27-03-2020

    Was passiert in abgelegenen Gegenden?

    Frauen in Orissa beim Reis Anbau Picture by Justin Kernoghan

    Die große Frage, die hier in Indien die Runde macht: wie funktioniert eine totale Ausgangssperre in den Dörfern in abgelegenen Gegenden, da wo die Menschen für ihre täglichen Bedürfnisse für jeden Toilettengang aus der Hütte müssen. Einige unserer kantharis leben und arbeiten in Gebieten, die in Zeiten wie diesen, aus der Sicht geraten.

    Neeraj, kanthari Absolvent von 2016, lebt in Bihar, einem der ärmsten Staaten Indiens. Er gründete „Khetee“, eine Selbstversorger-Landwirtschaftskommune. “Wir hätten genug zu essen, wenn wir auf die Felder dürften, um zu ernten. Auch können wir nicht unsere Tiere nicht versorgen!”

    Er erzählt, wie sogenannte Offizielle auf Dorfbewohner, die sich der Ausgangssperre widersetzen, Jagd machen. “Man kann doch nicht Dörfler in Hütten einsperren! Wir könnten uns aber schützen, wenn man uns die Möglichkeit gäbe, uns selbst zu versorgen.”

    Neeraj berichtet, dass viele Tagelöhner aus seiner Region nun am Existenzminimum stehen. Und er erzählt, wie wenig sie informiert sind.. Bis vor einer Woche hatten viele in seinem Dorf keine Ahnung, was in der Welt da draußen zur Zeit passiert.

    “Es gibt keine Fernseher und kein Radio. Also haben wir den Trommler aus alten Zeiten wieder verpflichtet.” Ein Freund Neeraj’s wurde mit Schutzkleidung ausgestattet und lief so trommelnd durch die Siedlungen. “Schützt euch! Wascht die Hände!” Das Problem sei nur, dass es keine Schutzmasken, keine Seife gebe, und das, obwohl in dieser Krise viele Biharies aus den Hotspots der Virusverbreitung zurückgekommen sind und schon die ersten Symptome zeigen.

    “Wir brauchen Quarantäne-Plätze, aber die Schule, die dafür vorgesehen war, ist verschlossen. Niemand kann rein und daher kann sich auch niemand von der Bevölkerung in Selbstisolation begeben.”

    Neeraj wird jetzt selbst aktiv. Gemeinsam mit Freiwilligen bereiten sie nun Ställe und Schuppen als mögliche Quarantänestationen vor. Mit Stoffschals basteln sie sich Masken und stellen nun selbst Flüssigseife her.

    Im Nachbarstaat, Odissa, ebenfalls weit weg von der Zivilisation, lebt in einer Ureinwohner Kommune Sadhana, kanthari Absolventin von 2017, die mit ihrem Projekt „Sadhan“ Frauen, die von ihren Ehemännern geprügelt werden, durch Skilltraining zu einer neuen Selbstständigkeit verhilft.

    Als ich sie fragte, wie es ihr ginge, erzählte sie von den Frauen, die das Virus für ein Gerücht halten. Ja, man wundere sich, dass alles zum Stillstand komme, niemand mehr ein Einkommen habe. “Die Leute haben nichts mehr zu essen, aber sie bringen es nicht mit einer Erkrankung in Verbindung..”

    “Und wie geht es Dir?” Darauf eine lange Pause und dann meinte sie lakonisch, “ich habe Hunger!”

    Sadhana ist geschieden und deshalb gelten die Rettungsmaßnahmen mit Grundnahrungsmittel für jede Familie nicht für sie und auch nicht für Jyotshna, eine ebenfalls geschiedene kanthari Absolventin von 2013, die ein ähnliches Projekt in einer anderen Gegend gegründet hat.

    Auch Kabir lebt in einer eher abgelegenen Gegend in Bangladesh. Das größte Problem sei hier, dass die Leute aus den Städten in die Dörfer flüchten und das Virus so über das ganze Land verteilen. Bis vor Kurzem gab es noch keine realistische Einschätzung darüber, wie man sich schützen sollte, denn die religiösen Führer meinten, wer gläubig sei, dem werde geholfen. Kabir kümmert sich mit seiner Organisation „Oniruddah Bangladesh“ um Familien mit geistig behinderten Kindern und jungen Erwachsenen. Das ist in diesen Zeiten eine besondere Herausforderung, denn wie soll man ihnen erklären, dass sich die Welt gerade drastisch verändert. Viele geistig behinderte Erwachsenen haben die Angewohnheit, im Dorf herumzustreifen und mit allen ein Gespräch anzufangen. “Einsperren ist, ohne es erklären zu können, nicht so einfach.”, sagt Kabir, der sich selbst zurzeit verstärkt um seinen geistig behinderten älteren Bruder kümmert.

    Auch wir leben ein wenig außerhalb der Stadt, aber macht Euch keine Sorgen, uns geht es den Umständen entsprechend noch gut. Wir nutzen die Zeit, um mit unseren Alumni zu telefonieren und wir bemerken, wie in Zeiten der Krise mehr Menschen sich für kantharis interessieren.

    Entgegen unserer Erwartung kommen auch mehr Anmeldungen aus der ganzen Welt rein, darunter Angola, Zambia, Somalia, Pakistan, Bangladesh..

    Es scheint so, als würden sich die Leute darauf besinnen, was jetzt wirklich wichtig ist. Essen, Gesundheit und Solidarität.

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