“Wenn wir den Krieg nicht beenden, wird der Krieg uns beenden” – H.G. Wells
Emmanuel hat aus erster Hand erfahren, wie Konflikte und Gewalt in Kamerun sein und das tägliche Leben seiner Familie beeinflussen. Das ist es, was ihn antreibt, einen Unterschied zu machen. Emmanuels Projekt zielt darauf ab, die Verwundbarkeit von Jugendlichen gegenüber Arbeitslosigkeit, Gewalt und Kriminalität zu verringern.
Von Emmanual Tanifum
„Nur die Jugend kann dieses Grauen beenden“.
Bobo, ein 22-jähriger junger Mann, ist einer von vielen Jugendlichen im Alter von 15 bis 35 Jahren, die in der konfliktgeplagten Stadt Bamenda leben. Bamenda, auch bekannt als Abakwa, ist eine Stadt im Nordwesten Kameruns und Hauptstadt der Nordwest-Region, einer von zehn Regionen in Kamerun. Die Stadt hat eine Bevölkerung von etwa 2,2 Millionen Menschen und liegt 366 km nordwestlich von der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé entfernt. Geografisch gehört Bamenda zu einer eigenen Region, die als die „Kameruner Grasländer“ bekannt ist. Sie liegt in den West Highlands des Landes in einer Höhe von 1000 m bis 3000 m. Die umliegende Landschaft der Stadt ist vielfältig und umfasst kleine Dörfer, grasbedeckte Plateaus, bewaldete Täler, Seen und zahlreiche Flüsse. Viele der Einwohner der Stadt sprechen Englisch. Das Kameruner Pidgin-Englisch ist die Hauptsprache.
Als ich Bobo traf, wirkte er traumatisiert und schien dringend Frieden, Sicherheit und psychosoziale Unterstützung zu benötigen. Als ich ihn fragte, wie dieser Bürgerkrieg ihn persönlich beeinflusst habe, antwortete er: “Sehr negativ”. Darauf erzählte er die mitleiderregende Geschichte, wie sehr der bewaffnete Konflikt ihn und seine Familie getroffen habe. Im Jahr 2016, vor Beginn der Gewalttaten liefen Schulen und andere Aktivitäten in der Stadt normal. Seine Familie hatte ein stabiles Einkommen aus ihrer Vieh- und Landwirtschaft. Junge Leute wie er hatten die Hoffnung, ihre Alten zu beerdigen. Verbrechen waren minimal. Er selbst besuchte eine weiterführende Schule in einer sehr friedlichen Schulumgebung.
Im November 2016 änderte sich alles. Gewerkschaftliche Proteste, die nicht ordnungsgemäß gemanagt wurden, eskalierten gewaltsam.
Heute, über sieben Jahre später, scheint angesichts der anhaltenden Pattsituation zwischen Regierung und Separatisten, der sogenannte “Ambazonia-Krieg um Unabhängigkeit” oder die “Anglophone Krise” im englischsprachigen Teil Kameruns (Nordwest- und Südwestregionen) ohne Lösung und ohne Hoffnung für die Bevölkerung zu sein. Insbesondere durch die fortwährende Gewalteskalation stürzte das ganze Land in einen Bürgerkrieg. Die Gewalt hat zu Tausenden von zivilen Opfern (die absolute Mehrheit davon sind Jugendliche), zu allgemeiner Unsicherheit durch Geiselnahmen für Lösegeld, zu Erpressungen, Schließungen und Verbrennungen von vielen Schulen und Wirtschaftszentren, zu Zerstörung von Infrastruktur, Niederbrennen von Dörfern, schrecklichen Menschenrechtsverletzungen, unvorstellbarem Leid mit Hunderttausenden von Flüchtlingen in Nachbarländer und zu mehr als einer Million intern Vertriebenen geführt.
Bobo berichtete, wie seine Eltern ihn von einer englischsprachigen Region in den französischsprachigen Teil Kameruns schicken mussten, damit er seine weiterführende Schulausbildung abschließen konnte. Er erinnerte sich, wie extrem schwer es für ihn war, draußen, im französischsprachigen Gebiet, einmal aufgrund von Sprachbarrieren zu überleben und zum anderen auf Grund begrenzter finanzieller Mittel. Seine Eltern und seine Familie hatten ihr Vieh verloren und damit ihre stabile Lebensgrundlage. Sie sind sehr traumatisiert.
Als ich ihn fragte, ob er glaube, dass junge Leute wie er eine Rolle dabei spielen könnten, die Gewalt zu transformieren, und wenn ja, welche Rolle das sein könnte, antwortete er: „Jugendliche müssen eine große Rolle spielen. Aufgrund dieses bewaffneten Konflikts stehen die Jugendlichen vor ernsten Problemen. Auf beiden Seiten sind sie es, die kämpfen und täglich sterben. Sie haben stabile Bildungs-, Familien- und wirtschaftliche Umgebungen aufgrund der bewaffneten Auseinandersetzungen verloren. Sie sind traumatisiert, radikalisiert und ihre breiteren sozioökonomischen Bedürfnisse werden oft von Politikern ignoriert oder ausgenutzt. Bobo behauptete, dass Jugendliche aufstehen müssen, um der Gewalt zu widerstehen. Sie stellen die größte Gruppe und die kämpfende Bevölkerung dar. “Wenn sie die Gewalt aufgeben, wird der Frieden zurückkehren”, erklärte Bobo zuversichtlich. „Nur die Jugend kann dieses Grauen beenden.“
Als ich ihn nach den dringenden Bedürfnissen der Jugendlichen in diesem Konfliktgebiet fragte, erwähnte er die Tatsache, dass Jugendliche alternative Lebensgrundlagen brauchen und dass, wenn dies geschieht, viele die Gewalt aufgeben und sich nicht weiterhin schlecht benehmen würden. Einige dieser gewalttätigen Jugendlichen sind gebildet, aber aufgrund mangelnder Arbeitsplätze geben sie sich der Gewalt hin, um zu überleben.