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Nematullah Ahangosh - Gedicht: Einen toten Mann erschrecken

Einen toten Mann erschrecken

    von Nematullah Ahangosh

    Die Frauen gingen in aller Ruhe auf und ab,
    ein breites Lächeln auf ihren Gesichtern.
    Ihr entferntes Lachen verblasste,
    auf dem Weg ins Unbekannte.
    Ich bat: “Oh Schwestern, betet für mich“
    Doch sie hörten mich nicht.

    Die Männer kamen marschierend,
    große Körper, die ihre Köpfe tragen,
    lange Arme hingen von den Schultern,
    große Schritte die sich beschleunigen.
    Ich bat: “Oh Brüder, betet für mich.“
    Doch Sie hörten mich nicht.

    Ich sah eine weinende Frau,
    ihr Gesicht war mir bekannt.
    Sie sah alt aus; sie war meine Mutter.
    Ein Kind, das sie begleitete, meine Schwester.
    Ich bat sie, nicht zu weinen! Aber,
    sie hörten mich nicht.

    Sie war damit beschäftigt, meine Stücke zu sammeln,
    weinend beim sammeln.
    Ich merkte, dass ich schon lange tot war,
    als ich meinen Körper berührte, war er kalt und entspannt.
    Nachdem sie mich eingesammelt hatte,
    war ich kein Stück mehr, sondern nur noch Stücke,

    Ich wurde vor einer Stunde in die Luft gesprengt,
    Das waren meine Teile.

    Frauen und Männer versammelten sich,
    um mich zu waschen und meine Stücke zu verbinden.
    Und sie legten mich in einen Sarg,
    und trugen mich zum Friedhof.
    Sie weinten und beteten, als sie mich beerdigten.
    Ich sah Soldaten mit Gewehren.
    Ich bat sie, nicht zu schießen,
    doch Sie hörten mich nicht.
    So feierten sie meinen Tod;
    Sie schossen in den Himmel,
    erschreckten Vögel und Tiere.
    Sie erschreckten einen toten Mann.

    Meine geliebte Mutter, das war meine Geschichte!
    Ich ging, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen,
    und es tut mir leid.

    _____________________________________

    Nematullah Ahangosh, 2021 kanthari aus Afghanistan schrieb dieses Gedicht als Hommage an einen Freund, den er durch einen Bombenanschlag verlor. Nematullah ist  der Gründer von Stretch More, einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Stigmatisierung, Mitleid und Viktimisierung von Menschen mit Behinderungen zu bekämpfen.

    Stretch More will ihnen Fähigkeiten vermitteln, die ihnen helfen, in Krisensituationen, durch Sport, Führungsqualitäten und Überlebens- und Problemlösungskompetenz, zu überleben, und https://stretchmore.org/

     

    Originale Englische Fassung

    Scaring a Dead Man

    By Nematullah Ahangosh

    The women were pacing in peace,
    Big smiles on their faces,
    Their distant laughter faded,
    Heading to unknown paths.
    I asked, Oh sisters, pray for me,
    Yet they didn’t hear.

    The men came marching,
    Big bodies carrying their heads,
    Long hands hanging from shoulders,
    Big steps speeding up,
    I asked, Oh brothers, pray for me,
    They didn’t hear.

    I saw a woman crying,
    Her face was familiar,
    She looked old; she was my mother.
    A child accompanying her, was my sister.
    I asked her not to cry! But,
    she didn’t hear.

    She was busy, collecting my pieces,
    Crying when collecting.
    I realized I was dead a while ago,
    As I touched my body it was cold and relaxed.
    After she collected me – I was not a piece but pieces,
    I was blown up an hour ago,
    Those were my parts.

    Women and men gathered,
    To wash me and connect my pieces.
    And they put me in a coffin,
    Carried me to the cemetery,
    Crying, praying as they buried me;
    I saw soldiers with rifles,
    I asked them not to fire,
    They did not hear me.

    That is how they celebrated my death;
    Firing up to the sky,
    Scaring birds and animals,
    Scaring a dead man.

    My beloved mother, this was my story!
    I went to earn a living and I am sorry.

     

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