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Das Tor zu einer besseren Zukunft

Das Tor zu einer besseren Zukunft

    Oluwakemis Leben änderte sich drastisch, als sie im Alter von 13 Jahren erblindete. Die Welt, wie sie sie kannte, veränderte sich, und plötzlich war sie nicht mehr so leicht zugänglich, wie sie gedacht hatte. In der frühen Phase ihrer Erblindung erlebte sie soziale Ausgrenzung, die zu einem geringen Selbstwertgefühl führte. Doch ihr Eifer, das zu ändern, brachte sie dazu, die amerikanische Gebärdensprache zu lernen. Dabei stellte sie fest, dass Frauen/Mädchen mit Behinderungen aufgrund soziokulturellen Umständen oft von der Teilhabe an der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Oluwakemi möchte Frauen/Mädchen mit Behinderungen in Nigeria durch Informations- und Kommunikationstechnicken fördern.

    “Aishat Mohammadu erblindete mit knapp 5 Jahren. 10 Jahre ihres Lebens verbrachte sie damit, ihre Blindheit zu verleugnen. Im Alter von 6 Jahren und nach mehreren Versuchen, ihr Augenlicht wiederherzustellen, jagte ihr Vater, ein Busfahrer, Aishat und ihre Brüder plötzlich fort. Seine Begründung: “Ich weiß nicht, woher Du Deine Krankheit habt! Ich bin sicher, dass ich keinen Menschen beleidigt habe, also sollte ich diesen Fluch nicht unter meinem Dach haben”. Die Mutter und ihre Geschwister, die kaum 3 Jahre alt waren, weinten bitterlich und sie zogen von der Hütte in Zamfara im Nordosten Nigerias nach Kano. Aber auch dort war das Leben nicht gerade rosig. Um für die Kinder sorgen zu können, arbeitete die Mutter hart, indem sie Wasser und Kekse verkaufte.

    Viele Jahre später, als Aishat 23 Jahre alt war und ihrer Mutter in ihrem kleinen Laden half, erkundigte sich einer der Kunden nach ihr. Er fragte, warum sie nicht wie ihre Altersgenossen zur Schule gehe. Ihre Mutter brach in Tränen aus und erzählte von Aishats Erblindung und das sie von zu Hause ausziehen mussten. Der junge Kunde tröstete die Mutter und versprach, sie wieder zu besuchen, was er auch tat. Bei seinem nächsten Besuch erklärte er Aishat von der Möglichkeit, in der Stadt eine Rehabilitationsausbildung zu absolvieren. Zunächst war Aishat nicht wirklich interessiert. Erstens, weil es eine Sprachbarriere gab, denn ihr Verständnis der englischen Sprache war begrenzt. Zweitens müsste sie ihre Familie verlassen, um an einen ihr unbekannten Ort zu gehen. Da sie aber unbedingt etwas lernen wollte, ergriff Aishat die Chance. Bei ihrer Ankunft im Eagles Inclusion Club wurde sie von der Koordinatorin des Zentrums mit den Worten “Ina kwana!” (Guten Morgen!) begrüßt, was ihr sofort ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Bevor Aishaths Mutter nach Hause zurückkehrte, wurde ihr gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen, ihre Tochter sei in guten Händen.

    Innerhalb weniger Wochen nach ihrer Ankunft im Zentrum fand Aishat schnell Freunde aus verschiedenen Bundesstaaten Nigerias. Sie alle hatten zwei Dinge gemeinsam: Sie waren weiblich und hatten eine Form der Behinderung.

    Im Juni 2018 wurde Aishat zum ersten Mal in ihrem Leben vor einen Computer gesetzt. Als dieser startete, ertönte ein roboterhaftes Geräusch auf dem Bildschirm vor ihr. Aishat geriet in Panik und dachte, es handele sich um einen Gefahrenalarm. Sie war nicht an Computer gewöhnt und es war eine kleine Herausforderung für sie, das Konzept eines Bildschirmlesegeräts zu verstehen, das ihr bei der Navigation auf dem Computer hilft. Nachdem sie es jedoch verstanden hatte, konnte sie innerhalb weniger Monate sowohl einen Computer als auch ein Smartphone selbstbewusst bedienen. Die Eingliederung in diesen sicheren Ort, an dem sie sich ausdrücken konnte, ohne diskriminiert zu werden, hat ihr Selbstvertrauen erheblich gestärkt. Aishat bereitet sich derzeit auf eine Prüfung vor, um in die Sekundarschule ihrer Wahl aufgenommen zu werden. Allerdings macht sie sich derzeit Sorgen darüber, wie es weitergehen wird. Es wird eine Herausforderung sein, wieder zur Schule zu gehen. Denn ohne ein Computersystem oder ein Telefon wird es schwierig, dass im Zentrum gelernte, in die Praxis umzusetzen.

    Sicher ist, dass der Aufenthalt im Inclusion Hub nicht nur ihre Denkweise verändert hat, sondern ihr auch bewusst gemacht hat, dass sie die Möglichkeit hat, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

    Ja, der vor uns liegende Weg wird sicherlich viele Hindernisse aufweisen. Aber in Nigeria gibt es viele Aishats und ich möchte mit ihnen zusammenarbeiten. Ich möchte ihnen Mobilitäts- und Orientierungstechniken sowie IKT-Kenntnisse vermitteln, ihnen helfen, Lösungen für ihre Probleme zu finden und sie in die Lage versetzen, in eine bessere Zukunft blicken zu können.”

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