Herausforderung am Vellayani See
Von Ajith Kumar, Manager Administration kanthari
Vor nicht allzu langer Zeit, da gab es einen glitzernden Süßwasser-See. Ich schreibe hier vom Vellayani-See, einer bei Fotografen und Kameraleuten beliebten Hintergrunds Kulissen. Das Ambiente war immer eines der schönsten hier in Kerala. Und wir haben Glück, dass unser Campus direkt an den See anschließt. Doch über die Jahre hat sich das Szenario geändert, denn der Vellayani-See ist heute in vielen Teilen nicht mehr sichtbar, da er vollkommen von Wasserpflanzen überwuchert wurde.
Das durch die in den See gespülten Düngemittel und Abwasser der umgebenden Landwirtschaft beschleunigt das Wachstum verschiedenster invasiver Wasserpflanzen, wie zum Beispiel Cabomba Carolinian (Violet Farbene Planzen), Eichhornia Crassipes (Wasserhyacinthen), Limnocharis Flava, Salvinia Molesta (Kleine Treiber) und nicht zuletzt der in Indien als heilige Pflanze angesehene Lotus. All diese Pflanzen bringen den See in Gefahr. Eigentlich sind Wasserpflanzen zunächst einmal als Wasserfilter Willkommen. Aber mit diesem massiven Auftauchen konnte sich das Eko-System nicht abfinden. Nun erstickt der See und die offene Wasserfläche ist drastisch reduziert.
Wir in kanthari starteten im Jahr 2010 mit der Aktion: “Rettet den Vellayani-See”.
Unsere Mitarbeiter und Teilnehmer sprangen dafür täglich für mindestens eine Stunde in den See um das Wasser von Wurzeln zu befreien. Das stieß zunächst in der Bevölkerung nicht auf Gegenliebe, denn einige der Menschen, die in ihren Hütten direkt am Ufer leben, ernten die Blätter und Blumen der Lotus-Pflanze. Nur die Fischer waren begeistert. Denn die Fische, die nicht an den invasiven Lotus gewöhnt sind, verletzen sich an den Dornen der Pflanzen und bekommen durch die dichterwerdende Pflanzendecke weniger Licht und weniger Sauerstoff. Durch den Einbruch der Fischpopulation gab es auch weniger Wasservögel. An vielen Teilen des Sees bildete sich ein Sumpf. Daher waren wir entschlossen, die skeptische Nachbarschaft von der Nachhaltigkeit unserer Aktion zu überzeugen und wir bezogen sie in die See-Rettungsaktion mit ein.
Im Jahr 2016 waren wir froh über einen neuen lokalen Partner, die Organisation Neerthadakam Paristhiti Samrakshana Sangahadana. Es handelt sich um eine Gruppe von leidenschaftlichen Umweltaktivisten, die, wie wir, den See wiedergewinnen wollten. Mit Hilfe von Neerthadakam starteten unsere kanthari Teilnehmer eine Aufklärungskampagne. Sie besuchten dazu Schulen und Universitäten und konzipierten ein Seefest, um die Mitverantwortung der lokalen Bevölkerung zu fördern. Seitdem ist Neerthadakam ein enger Partner unserer Clean-up Aktion.
Im Jahr 2017 machten unsere Teilnehmer aus dem Fest einen Fundraiser. Sie sammelten rund 48000 Rupien zusammen und kauften für die lokalen Aktivisten ein Tretboot, dass für die See-Säuberung eingesetzt wird.
Ein Jahr später waren wir in der Lage, einen ganzen Tag lang mit mehr als 200 Anwohnern Wasserpflanzen zu entwurzeln. Und wieder ein Jahr darauf, gab es ein Festival zum Thema Wasser. Neerthadakam und einige andere NGOs, wie Hope und Indus Cycling Embassy, schlossen sich uns an, um die Reinigung des Sees voranzutreiben.
Durch ein Vellayani Committee und mit Hilfe von Freiwilligen wurden nun an allen Sonntagen Teilbereiche des Sees gesäubert. Dann stellte sich Swasti, eine NGO mit Sitz in Trivandrum der Herausforderung, die Aufräumarbeiten mit Hilfe einer speziellen Maschine zu übernehmen. Zunächst waren wir alle froh, dass der See endlich mit erhöhter Geschwindigkeit vom Pflanzenwuchs befreit werden würde.
Dabei wählten sie den unteren, südlichen Teil des Sees, und schafften es in sechs Monaten einen relativ kleinen Teil zu säubern. Das ging so lange, bis irgendjemand auf die Idee kam, die Batterie des Motors zu stehlen. Jetzt steht die Maschine Schon über ein halbes Jahr ohne Arbeit.
Unsere rein manuelle Arbeit ging aber weiter. Und man sieht große Fortschritte. Der große Kampf gilt aber immer noch den Wasser Hyazinthen, die sich in nur zwei Wochen im Volumen verdoppeln.
Neerthadakam konnte nach Öffnung der ersten Corona Ausgangssperre mehr als 100 Anwohner dazu begeistern, täglich morgens Früh bei strömenden Regen und heißer Sonne zwei Stunden in den See zu springen, um die treibenden Hyazinthen ans Ufer zu bringen. Nach 67 Tagen war etwa 40 Hektare der Südliche Seite des Sees, gereinigt. Viele begannen daraufhin mit Wasserhyazinthen zu experimentieren und machten Körbe, Matten und kleine Kunstwerke.
Die See-Säuberung liegt heute in der Verantwortung der Anwohner. Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit den Aktivisten und wir sehen mit Spaß, wie das Boot der 2017-er kanthari Generation täglich zum Einsatz kommt.
Es ist noch viel zu tun, bis der See wieder in aller Pracht glitzert, doch durch die Gemeinschaft bleibt die Begeisterung für den See lebendig.